Tithis – die dreissig Mondphasen

 

Dieser Artikel zur indischen Astrologie ist zusammengestellt und zitiert aus dem Buch von Florian Euringer, Indische Astrologie, die 27 Frauen des Mondes, Ariston Verlag, Genf 1989. Mit freundlicher Genehmigung des Autors!  http://www.hariaum.de/

Zyklische Verhältnisse:

Eine Periode zwischen zwei Vollmonden: etwas mehr als 29 ½ solare Tage; aufgerundet ergibt sich ein Urmonat zu 30 Tagen, 12 Urmonate = 360 Tage.

Saturn (Wächter der Zeit), benötigt seinerseits 30x30x12 Tage = 30 Jahre, um den Tierkreis einmal zu durchwandern.

Jupiter braucht dafür 12 Jahre. Das kleinste gemeinsame Vielfache von 12 und 30 ist = 60.

So dauert es also 60 Jahre, bis sich Saturn und Jupiter im selben Sternzeichen treffen.

Ein Jahr innerhalb dieses Sechzigjahrezyklus ist klar bezeichnet, wenn die Stellung der Riesenplaneten Saturn und Jupiter bekannt ist.

Gegenüberstellung:

Die solaren (Wochen)Tage (aus dem Wechsel von Tag und Nacht geboren),

haben sensiblere Geschwister: die lunaren Tage, welche die unsichtbaren, subtilen Seiten unserer Existenz bestimmen.

Aus dem Surya-Siddhanta, dem jahrtausendealten Standardwerk der Hindu-Astronomie:

„Die allgemeinen Zeremonien, die Heirat, das Rasieren und Haareschneiden, die Ablage von Gelübden, der Beginn von Pilgerfahrten und Fastenzeiten wird durch die lunare Zeit festgelegt. Der lunare Monat besteht aus dreissig lunaren Tagen. Ein ganzer Monat wird als ein Tag der Vorväter angesehen: Vollmond ist der Mittag und Neumond Mitternacht und somit das Ende eines solchen Tages.“

Begriffe zu den Tithis (vgl. nachfolgende Tabelle)

Paksha: Der Weg, der Pfad.

Shukla: Weiss, rein hell.

Shukla Paksha: Der helle Weg, der Weg des Lichts, der Halbmonat des zunehmenden Mondes. Wachsen, Zunahme, Integration durch Eingrenzung. Ebenso nimmt das innerliche Geschehen zu. Was hier begonnen wird, hat die Tendenz zu wachsen.

Krishna: Dunkel, schwarz.

Krishna Paksha: Der dunkle, abnehmende Teil des natürlichen Monats. Zentripetale Energie. Innere Unruhe und Bewegung nehmen ab. Was zu Ende gebracht werden soll, wird in dieser Hälfte des Monats begonnen. Ausscheidung, Aufräumen, Platz schaffen für neues Wachstum.

Winkel zwischen Sonne und Mond:

 - NEUMOND -

0-12°     1. Tithi Shukla Paksha

12-24°     2. Tithi S.P.

24-36°       3. Tithi S.P.

36-48°       4. Tithi S.P.

48-60°       5. Tithi S.P.

60-72°       6. Tithi S.P.

72-84°       7. Tithi S.P.

84-96°      8. Tithi S.P.

96-108°     9. Tithi S.P.

108-120° 10. Tithi S.P.

120-132°   11. Tithi S.P.

132-144°     12. Tithi S.P.

144-156°   13. Tithi S.P.

156-168°    14. Tithi S.P.

168-180°   15. Tithi S.P.

 

- VOLLMOND -

180-192°    1. Tithi Krishna Paksha

192-204°     2. Tithi K.P.

204-216°    3. Tithi K.P.

216-228°     4. Tithi K.P.

228-240°    5. Tithi K.P.

240-252°    6. Tithi K.P.

252-264°     7. Tithi K.P.

264-276°     8. Tithi K.P.

276-288°     9. Tithi K.P.

288-300°   10. Tithi K.P.

300-312°   11. Tithi K.P.

312-324°   12. Tithi K.P.

324-336°   13. Tithi K.P.

336-348°    14. Tithi K.P.

348-360°   30. Tithi K.P.

 

- NEUMOND -

Exakte Konjunktion von Sonne und Mond: 0°

Laufende Vergrösserung: Erreicht der Winkel exakt 12°, so beginnt der 2. Tithi etc.

15. Tithi: Tag des Vollmondes

30. Tithi: Letzter Tag des dunklen Monatsteils (vor Neumond)

Folgende Beschreibung gilt jeweils gemeinsam für z.B. den 1. Tithi S.P. und den 1. Tithi K.P. etc.; zu beachten ist die prinzipielle Unterscheidung zwischen den Richtungen (z.B. Expansion/Shukla Paksha – Zusammenziehung/Krishna Paksha) ansonst ähnlichen Energien.

Erster Tithi:

Erste Hälfte des Tages Vorsicht (Unruhe des vorangehenden Neu- oder Vollmondes noch spürbar)

Zweite Hälfte des Tages: der neue Paksha läuft jetzt richtig an.

Neubeginn, Erwartung, Optimismus: mit Bedacht die nächsten 14 Tage planen.

Omen, Vorklang, Keim des folgenden Halbmonats.

***G (= an diesem Tag Geborene): Familie grossherzig und hilfreich. Scharfer Intellekt, gute Manieren. Ziele werden klar verfolgt; Erfolg. Rein im Denken. Im 1. Tithi nach Vollmond (also im Krishna Paksha): wächst in reicher Familie auf.

(Die Eigenschaften, die für die Geborenen gelten (***G), stehen im Zusammenhang mit entsprechenden Unternehmungen, die an diesem Tag begonnen werden. Darauf wird in der Folge nicht mehr speziell hingewiesen.)

Zweiter Tithi:

Verfeinerung der gestern entstandenen Energie. Verwirklichung, Handeln. Säen, Reise oder Ritual beginnen. In alten Zeiten wurde an diesem Tag der König gekrönt. Heute eher Vorstandswahl, Eheschliessung oder Taufe. Das Aussen ist aktiv.

***G: Wächst materiell, gute soziale Interaktion. Beliebt, aktiv, gesellig.

Dritter Tithi:

Das Dritte (aus Mann und Frau, Tag und Nacht, Innen und Aussen, Yin und Yang. Besteht nie aus sich selbst, immer etwas unsicher und instabil. Starre Fronten weichen sich auf, Beilegung von Konfrontationen. Empfindlich, aufgeschlossen, kreativ, verständnisvoll, gütig.

***G: Nobler Charakter, allerdings gewisser Mangel an innerer Stabilität, Mut und Selbstvertrauen. Bewegungsliebend, reiselustig, an gesellschaftlichem wie persönlichem Verkehr interessiert.

Vierter Tithi:

Grenzüberschreitung: Übergang von physischer zu mentaler Ebene. Logik als Brücke zwischen dem Abgrund zwischen Dingen und Ideen. Fasten und Hinsetzen.
Kritischer Tag, der an sich schon genug beanspruchend ist. Auf Bodenhaftung achten.

Elephantengott Ganesh: Klugheit, Wissenschaft, Wohlstand, Fruchtbarkeit; das Opfer: sich logisch und rationell verhalten und so die „Gefahren“ überstehen.

***G: Vital, lebensfähig, ausdauernd. Guter Kampfgeist. Egoismus und Sturheit.

Fünfter Tithi:

Unerschöpfliche Kraft, Fruchtbarkeit und Farbigkeit des Daseins. Ausblick auf das Anregende im Leben. Fünf Sinne, fünf Finger, fünf Elemente lassen aus sich heraus die Welt entstehen.

***G: In Übereinstimmung mit der natürlichen Ordnung, philosophisch, vital, aktiv, nervös, intelligent. Viele Freunde, Lernen, Reisen.

Ideal für Reisen, für Einzug in ein neues Haus, für alle Unterhaltungen und sinnlichen Freuden.

Sechster Tithi:

Fest des Vortages aufräumen, Selbstaufruf zur Mässigung und Disziplinierung. Eigene Anstrengungen, aktiver Wille gefordert. Gut für innere Reinheit und Ordnung (z.B. Behandlung einer Krankheit beginnen, Störungen angehen).

***G: Intelligent, angemessen handelnd, heissblütig, gesundheitlich anfällig (Energievergeudung). Sind gute, loyale Freunde, auf die Verlass ist.

Siebter Tithi:

Produktiver Tag, dem allgemeinen Wohlbefinden förderlich. Schutzgottheit: Sonne. Bei allem Licht, bei aller Kraft auf den erquickenden Schatten achten. Vorsicht vor Reibung und Hitze, unnötige Auseinandersetzungen vermeiden.

***G: Kann sich artikulieren und durchsetzen, leistet wertvolle Arbeit und wird dafür geachtet.

Achter Tithi:

Tag des Umbruchs. Niedrige Gezeitenbewegung (westl. Astrologie: Sonne-Mond-Quadrat!) Innerer Schmutz wird aufgerührt. Aus eigener Anstrengung allein kann jetzt nicht alles bewältigt werden; Vertrauen auf Schutzengel, Zuspruch der höheren Welten. Verdunkelnde Tendenzen – jede grössere Unternehmung w.m. besser vermeiden.

***G: Leidenschaftlich, unruhig, an den unauslotbaren Tiefen der Existenz interessiert.

Neunter Tithi:

Die 9: End- und Anfangspunkt. Neubeginn, Einrichtung neuer Ordnung. Über die subjektive Welt der Empfindung erhebt sich die objektive Welt des Geistes. Was heute beginnt, hat die Tendenz, sich zu verändern, seine ursprüngliche Gestalt abzuwerfen. Unternehmungen im Hinblick auf Reform und Veränderung.

***G: Streitsüchtig, leidenschaftlich. Hat Mühe mit stabilen und stagnierenden Lebensbedingungen. An Neuem interessiert. Soziales erscheint als fesselnde Bindung.

Zehnter Tithi:

Neuer Appetit, Ende der Nabelschau. Arbeitslust (im Sinne der Aufrechterhaltung der göttlichen Ordnung). Mit der Korrektur kommt der Fluss von selbst wieder.

***G: Religiös, kontaktfreudig, wollen dem göttlichen, natürlichen Gesetz dienen. Gelehrt, grosszügig, liebevoll im Umgang mit ihren Mitmenschen.

Alles, was an diesem Tag seinen Ausgang nimmt, unter gutem Stern.

Elfter Tithi:

Tor zum Himmel; an diesem Tag ist die Erde dem Himmel ein wenig näher. Viele Hindus nehmen an diesem Tag (bei Shukla Paksha, also zunehmendem Mond) keinerlei Nahrung zu sich. Gesegneter Tag.

***G: Bewegt sich geschickt in dieser Welt, ohne sich seelisch allzu sehr an sie zu binden. Was angepackt wird, entwickelt sich zu seinem Vorteil. Materiell erfolgreich, dabei mit sozialem Gewissen.

Zwölfter Tithi:

Jenseitslastiger Tag. Irdisches abwerfen. Kein Tag für die Erwirtschaftung persönlicher, materieller, weltlicher Vorteile.

***G: Blick in die Ferne gerichtet. Intelligent, menschenfreundlich, nachgiebig und geschickt mit den Mitmenschen. Wohnen schön, oft Sehnsucht nach Gelehrten- oder Mönchsdasein, fern von den Umtrieben dieser Welt.

Dreizehnter Tithi:

Die Liebe und das Wollen. Wünsche, Neigungen, Sehnsucht: der Versuch des Menschen, seine verlorene Hälfte wiederzugewinnen. Gott: Kama, Kama-Sutra (Sexualität als erfüllendstes, natürlichstes, aber auch schwierigstes Handlungsziel dieser Welt). Günstig für Bedürfnisse und deren Umsetzung, Aktivität und Lust.

***G: Vital, oft habgierig und besitzergreifend. Grosse Anziehungskraft, ausserordentlicher Mut.

Vierzehnter Tithi:

Heiliger Tag der Anhänger Shivas (Materie sucht den Weg zurück zum Geist). Erkennen der Hinfälligkeit des irdischen Seins. Weg der Liebe, des Geistes. In der Welt, aber nicht von der Welt zu sein. Innere Ein- und Umstimmung. Nicht günstig für alle „wichtigen“ Unternehmungen.

***G: Unruhig, launisch, widersprüchlich, heissblütig. Werden von Extremen aller Art angezogen.

Fünfzehnter Tithi – Vollmond:

Stimmungs- und Gefühlswelt in Aufruhr. Hormonelle Verwirrungen der Männer, Störungen des Nervensystems. Fest Vishnus (Erhaltung und Vervollkommnung der Schöpfung). 12 (Vollmonde im Jahr) als Zahl der Vollendung. Am besten keine grösseren Unternehmungen beginnen, sondern dem Trubel genüsslich zusehen.

***G: Können das Leben geniessen und andere an ihrer Freude teilhaben lassen. Wohlgebildeter Körper, mildes und begeisterungsfähiges Herz. Oft überspannt. Lebensfülle.

Dreissigster Tithi – Neumond:

Ende des Mond-Monats. Gespannte Ruhe, Stille, aus Erschöpfung geboren. Mehr Unfälle als sonst. Vergangenheit oft von lähmender Einflusskraft. In Indien Tag des Fastens. Energie am Tiefpunkt, Ärger und Wagnisse vermeiden. Nichts Schwieriges beginnen.

***G: Oft schwache Konstitution, kühl, ruhig, neigt zu Depressionen. Können dennoch Berge versetzen, indem sie sich ganz in den Dienst einer über ihre Person hinausgehenden Sache stellen.

Dieser Artikel zur indischen Astrologie ist zusammengestellt und zitiert aus dem Buch von Florian Euringer, Indische Astrologie, die 27 Frauen des Mondes, Ariston Verlag, Genf 1989. Mit freundlicher Genehmigung des Autors!  http://www.hariaum.de/

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