Zu den Mondknoten

Definitionen:

Die Mondknoten sind diejenigen Punkte auf dem Tierkreis, wo sich die Mondbahn mit der Ekliptik kreuzt.
Ekliptik: Schnittkreis der Erdbahnebene mit der 'Himmelskugel', Grösstkreis der Himmelskugel. Diese Erdbahn um die Sonne ist in 12 Abschnitte von je 30° Länge geteilt, die nach den Zeichen des Tierkreises benannt sind.
Die beiden Mondknoten liegen einander gegenüber (180°). Fällt ein Vollmond oder Neumond in die unmittelbare Nähe dieser Punkte, so ergibt sich eine Mond- resp. Sonnenfinsternis: die drei Himmelskörper Sonne, Mond und Erde liegen dann auf einer Ebene, "auf der gleichen Höhe".

Die beiden Mondknoten 'bewegen' sich ca. 3 Bogenminuten täglich rückwärts; sie benötigen 18 Monate, um ein Zeichen (rückwärts) zu durchqueren. Nach 18 Jahren befinden sie sich wieder in derselben Stellung.

Die Mondknoten gelten seit alters her als "Drachenpunkte", als Drachenkopf (h) und Drachenschwanz (i). Es wurde davon ausgegangen, dass Sonne und Mond, wenn sie an diesen Punkten standen, "vom Drachen verschlungen" wurden (Finsternisse). Der absteigende Mondknoten (Drachenschwanz) wurde als unglücksbringend angesehen, der aufsteigende (Drachenkopf) als glücksbringend, im Sinne zweier Pole.

Was den Mondzyklus betrifft, hat sich in der hiesigen Kultur immerhin noch das Begriffspaar "obsigend" (aufsteigend) und "nidsigend" (absteigend) gehalten. Absteigend wäre der Mond also ab einer Woche vor der 'Konjunktion' mit dem absteigenden Mondknoten bis eine Woche danach. Dann ist der "Tiefpunkt" erreicht, von da an ist der Mond wieder aufsteigend, also im Zeitraum von je 1 Woche vor und nach der Überquerung der ekliptischen "Ideallinie".

Diese aufsteigende und absteigende Bewegung des Mondes am Himmel ist nicht zu verwechseln mit dem "zunehmenden und abnehmenden Mond".

Beispiel:
Wenn diese beiden Rhythmen über längere Zeit zusammenfallen, also der absteigende und der abnehmende Mond zeitlich gleich liegt, und es kurz (2 bis 5 Tage) vor Neumond ist --- dann ist nach überbrachter Auffassung der Zeitpunkt für das Holzschlagen ideal (Voraussetzung: Winter!), dann haben sich die Säfte zurückgezogen, dann "ruht" der Baum. Besonders für die Qualität von Bauholz ist dies von grosser Bedeutung. Manche bis 500 Jahre alte Holzhäuser, zum Beispiel im Wallis oder in der Ostschweiz (Schwänberg!) wären längst zerfallen, wenn diese "Naturgesetze" beim Bau keine Verwendung gefunden hätten.

Deutungsansätze:

Ein erster Ansatz liegt darin, dass der absteigende Mondknoten das Vergangene, das "Vermächtnis" repräsentiert, der aufsteigende die grundsätzliche Richtung, in welche die Existenz sich entwickeln wird. Das Leben selbst befindet sich dazwischen.
Der amerikanische Astrologe Martin Schulman (siehe auch dessen Literatur!) greift das Thema der Wiedergeburt auf. In seiner Darstellung würden die Mondknoten etwa folgendes bedeuten:

i: Das "Gepäck" im Sinne des Schicksalsvermächtnisses, das sich der Geborene in den vergangenen Daseinsformen geholt hat. Zum Beispiel absteigender Mondknoten in den Fischen: Erlebte Auflösung und damit verbundenes Leiden, Isolation.
Das Haus, in welchem der absteigende Mondknoten steht, umschreibt den Bereich, in dem dieser Charakter so geprägt wurde.
Also abst. MK in den Fischen sowie im 4.Haus: Innerhalb der Identität/des Empfindungslebens/des seelischen Fundamentes (z.B. Familienleben, Herkunft, Angehörige, Innenleben etc.) erlebte der Geborene einen Leidensprozess, in welchem die Gefühle sich nicht mehr nach aussen verständlich machen konnten. Er kapselte sich ab, litt seelisch unter der Welt, in der er lebte. Jetzt, zumindest in den ersten Jahrzehnten des Lebens, prägt diese (unbewusste) Erfahrung die seelische Wirklichkeit dieser Person: Aus der Erfahrung des Leidens an sich selbst ensteht das Mitleid für andere -- oft ein namenloses, verlorenes, dann und wann ins Selbstmitleid überschwappendes Mitleiden mit allen, deren Erlebnisse mit dem übereinstimmen, was der Träger dieser Konstellation an oder durch sich selbst erlebt hatte.

h: In diesem Fall steht der aufsteigende Mondknoten im Zeichen Jungfrau, im 10.Haus. Damit wird die Gegenrichtung bezeichnet, die eingeschlagen wird (im Grunde wohl meist schon vor längerer Zeit eingeschlagen wurde). Der Betroffene wird lernen, sich mit Krisen auseinanderzusetzen, die im Umgang mit der Umgebung und den geltenden Normen entstehen. Einiges wird geändert werden müssen, nur schon punkto Ernährung, Körperpflege und Sozialbezug. Darin wird er den "rauhen Wind der Welt" (10.Haus) erfahren, er wird das Szepter in die Hand nehmen und sich für eine möglichst reibungslose Anpassung interessieren müssen. Die Erfahrung des Leids wird zur Fähigkeit des Mitleids, zur Fähigkeit, die inneren Bewegungen eines anderen Menschen mitzuempfinden (dies als "Gepäck", absteigender Mondknoten). In der Wahrnehmung des Einsatzes und der seiner Stellung gemässen Verantwortung für andere macht er sich auf den Weg Richtung Jungfrau/10.Haus, z.B. als Arzt, Hilfseinsatzleiter, jedenfalls in einer ihm anfänglich unliebsamen "Leithammel"-Position, in welcher er sich jedoch bewähren kann und von den alten Mustern Abschied nehmen darf.

Einige Anstösse zur Verwendung der Mondknoten in der Horoskopdeutung:

Die Mondknotenachse kann als Entwicklungsrichtung betrachtet werden, als eine Linie, auf welcher das gegenwärtige Leben stattfindet; allerdings ist damit nichts Genaueres über die Zeitdimension ausgesagt.

Es besteht das Risiko einiger Irrtümer, wenn etwas auf diese Weise betrachtet wird. Zum Beispiel der Versuch, Schlüsse zu ziehen über den Stand der Entwicklung innerhalb der (Re)Inkarnationen. Welch eine Anmassung! Die qualitative Skala, derer sich die/der Betrachter/in bedient, ist notgedrungen von einer gewissen Beschränktheit geprägt. Hier gibt es nichts zu bewerten; Spekulationen sollten also tunlichst gemieden werden.
In der Achse dieser grossen Entwicklung nimmt das Leben also einen Platz ein. Das übrige Horoskop gibt Aufschluss über manche Details: etwa über den Standort, der für dieses eine Leben gelten soll (Aszendent, Herrscher von eins, Anlagen, Begabungen etc.), das Verhalten, das angemessen ist (Sonne und ihre Beziehungen), etc.etc. -- die Palette ist breit. Das Horoskop ist so gesehen die Beschreibung der zeitlichen Dramatik, der persönlichen Ausrüstung und der bestimmenden Muster auf diesem Ausschnitt namens Leben.

Ebenso können die Sabischen Symbole (darüber wird noch ein Artikel folgen) in die Betrachtung miteinbezogen werden. Zu jeder Gradposition gibt es ein "Bild" (also 360). Da sich die Mondknotenbilder gegenüberliegen, verkörpern die entsprechenden Bilder ergänzende Gegensätze. Drei Beispiele seien erwähnt, aus der Fassung von Dane Rudhyar (Bilder und die dazugehörigen "Schlüssel"):

Mehr zu Elsie Wheeler, Dane Rudhyar, Marc Edmund Jones und die Sabischen Symbole auf der Links-Seite!

16°Zwillinge:
Eine Agitatorin stellt in einer emotionalen Rede ihre Sache aufregend dar.
(Leidenschaftliche Reaktion auf eine tief empfundene, neue Erfahrung.)

16°Schütze:
In Erwartung von Nahrung umfliegen Möven ein Schiff.
(Die leicht eintretende Abhängigkeit psychischer Wünsche von der Stimulation der gesellschaftlichen Umstände.)

26°Jungfrau:
Ein Knabe mit einem Weihrauchgefäss dient dem Priester am Altar.
(Die erste Stufe der eigentlichen Teilnahme am grossen Ritual der planetaren Evolution.)

26°Fische:
Während sie die sehr schmale Mondsichel betrachten, die beim Sonnenuntergang erscheint, erkennen verschiedene Mensche, dass die Zeit gekommen ist, sich mit ihren unterschiedlichen Vorhaben aufzumachen.
(Eine feine Würdigung des Wertes der individualisierten Reaktion auf jede Herausforderung des Lebens.)

16°Waage:
Nach einem Sturm bedarf ein Landungssteg des Wiederaufbaus.
(Das Bedürfnis, dauernde Verbindungen zwischen dem riesigen Unbewussten und dem Ichbewusstsein funktionstüchtig zu erhalten.)

16°Widder:
Naturgeister bei der Arbeit im Lichte der untergehenden Sonne.
(Einstimmung auf die Kraft unsichtbarer Mächte der Natur.)

Diese Art von Betrachtung kann ebenso Verwendung finden wie ein anderes Deutungssystem --- letztendlich laufen alle Wege zusammen. Die Sabischen Symbole können auch die Rolle einer reinen Illustration haben. Mit der Zeit gewinnen sie von selbst an Bedeutung und werden zu einer selbständigen Einheit, zu einem Deutungssystem für sich selbst.

Kurz: Die Mondknotenachse kann gesehen werden als Rahmenbedingung für das jetzige Leben, auch als Voraussetzung für das eigentliche Horoskop: letzteres zeigt ja unter anderem auch die Bedingungen, die der Umsetzung dieses Weges gesetzt sind.