Drei Mädchen mit besonderen Geburtsumständen

Die Horoskope dieser drei Mädchen, die allesamt während der Jahre 1987-1989 geboren sind, haben zumindest eines gemeinsam: sie stehen für aussergewöhnliche Geburtsumstände in Bezug auf das spätere soziale Verhältnis zur Umgebung. Es sind drei Beispiele aus einer „Sammlung“, deren Daten und Notizen von jener Hebamme stammen, die bei diesen Geburten unmittelbare Zeugin war – die Horoskope sind in diesem Sinne absolut verlässlich. Diese Reihe von 11 Geburtsbildern (im wörtlichen Sinne!) erachtete die Hebamme nach ihrem Empfinden als Extremfälle, die erheblich von der üblichen Praxis abwichen.

Beispiel 1: 2.Oktober 1987

Horoskop

Die Mutter dieses Kindes gebar es „auf die Schnelle“ und verschwand so schnell wie möglich wieder aus dem Spital. Das Kind blieb im Spital, quasi freigegeben. Von Schwangerschaft wie Geburt durfte niemand im Clan der Mutter etwas erfahren. Kind wie Mutter waren auffallend kerngesund. In der freien Dienstzeit widmete sich die Hebamme einige Wochen lang dem Mädchen, das ausgesprochen zufrieden wirkte, sehr selten schrie und ausgesprochenen Appetit auf das Leben zu haben schien.

Beispiel 2: 11.Oktober 1989

Horoskop

Dieses Mädchen erlebte einen „problemlosen“ Geburtsverlauf, doch es fehlte ihm die rechte Hand. Die Frage stellt sich, wie mit solchen Abweichungen von der Norm umgegangen wird und als was sie gesehen werden können.

Haus 3 ist das Haus der organischen Funktionen des Erscheinenden (I.Quadrant). Darin stehen Uranus, Neptun und Saturn sehr nahe beieinander, im Dienste Jupiters in 9 – das Fehlen der Hand (Merkur als Herrscher von 12 und 9 in 12!) müsste also gute Gründe haben. Merkur ist „abwesend“, draussen, in der Versunkenheit des 12.Hauses. Die Sonne auf 17,5° Waage (Gruppenschicksalspunkt Saturn-Uranus) ist soeben aufgegangen, also ins 12.Haus getreten, und widerspiegelt die Unvereinbarkeit, das Nicht-Gestalt-werden-können (entschwundene Waage) der rechten Hand, die ja das ausübende Organ (Funktion) schlechthin bedeutet. Sie soll also auf den Gebrauch ihrer rechten Hand verzichten, zugunsten einer sinnlich-empfindenden Lebensweise.

In der Begegnung spiegelt sich die Art, wie ein Wesen beeindruckt wird. Mars als Herrscher von 7 in 12, mit Kontakt zur Sonne und somit auch zum Aszendenten, steht in direkter Beziehung zum Unvereinbaren, das sie spiegeln soll an sich selbst, an ihrer Erscheinung. Es zeichnen sich Verletzungen des Eigenraumes ab. Heutzutage liegt es nahe, bedenkenlos eine Prothese zu „montieren“, welche die Funktionen der rechten Hand übernimmt. Eine generelle Verdammung von Prothesen ist so fehl am Platz wie deren verallgemeinerter und unbedachter Einsatz. Doch in diesem Falle dürfte das Leben mit einer solchen wesentlich schwieriger werden: das Mädchen wäre leichter zu integrieren und fremdzubestimmen, ihre körperlich seelische Entwicklung würde verzögert, und vor allem wäre eine grosse Begabung gefährdet: zu strahlen, wenn andere die Stirne runzeln. Sie spiegelt die Brüchigkeit und Verlogenheit einer Epoche. Die so Herausgeforderten ertragen ihren Anblick nicht, da die Herausforderung ja darin besteht, das Innenleben zu beatmen und das vernünftig Scheinende  für einmal beiseite zu lassen.

Beispiel 3: 13.März 1989

Horoskop

Dieses per Kaiserschnitt ans Licht der Welt beförderte Mädchen wurde bereits drogensüchtig geboren. Die Mutter war stigmatisiert, eine sogenannte Drogensüchtige, nahm Methadon als Heroinersatz, musste ihre Schwangerschaft und sich selbst verbergen (Mond als Herrscher von 1 in 12, Venus in 10, Neptun und Saturn in 7) – viel ausgestossener geht es wohl kaum mehr. Abgesehen von aufkommenden Hautreizungen, gar „Hautstigmata“, müsste sie eigentlich recht gesund ins Leben steigen.

Das Problem liegt auf der Gegenseite, wie die Region um den Deszendenten zeigt. Das Horoskop zeigt auch, wie die Drogenabhängigen jener Jahre (und in abgeänderter Form noch heute) leben mussten: es genügt nicht, dass sie abgedrängt, weggestossen, des Feldes verwiesen werden – gleichzeitig sollen sie mit aller Macht wiederum in dieselbe Gesellschaft, die sie verstossen hat, (zwangs)integriert werden, in moralisch höchst bedenklicher und verkrampfter Weise. Das zu ertragen kommt dem Ertragen eines sozialen Teufelskreises gleich. Es besteht also ein ungeheurer Integrationsdruck (Venus in 10, Saturn in 7) und Leistungsdruck (Sonne in 10 auf Gruppenschicksalspunkt 22,5° Fische = Sonne-Uranus), eine enorme Ablehnung ihrer Person (DC) – das Nichtverstandenwerden schlechthin.

Sie wird sich verweigern, mit allen Folgen, die das mit sich bringt. Sie zeigt die Schattenwelt einer sozialen Gemeinschaft, das Ungelöste eines riesigen Aufwands für „materielle Normalität“. Wenn solche Opferveranlagungen gewaltsam „sozialisiert“ werden, ist das nicht nur ein verantwortungsloser Übergriff, sondern auch eine gefährliche Angelegenheit: vom Opfer ist der Weg zum Täter gar nicht weit. Also letzten Endes ein Schuss, der hinten raus geht – aus der Flinte der Integrierer.

So sind sie alle drei auf ihre Weise stigmatisiert. Die Wege sind, was die Fortsetzung anbelangt, viefältig und von vielem abhängig.

Die Erstgenannte fällt hernieder wie das Blaue vom Himmel und sieht sich missgelaunten Zombies gegenüber, die sie immer wieder in neue Zwänge bringen (Pluto als Herrscher von 7 in 6, Besetzung des III. Quadranten). Sie wird allem zum Trotz grosse Anpassungskünste erwerben und weiterhin von einer seltsamen Lage in die nächste geraten, so wie sie eben geboren wurde. Man sieht ihr davon äusserlich jedoch kaum etwas an.

Die Zweitgenannte würde, so belassen, zum Spiegel, der etwas von der Intensität und durchaus auch Anmut der reinen Empfindung berichten könnte. Das setzt allerdings in ihren Gegenübern die Bereitschaft voraus, eine solche Botschaft überhaupt empfangen zu wollen und zu können. Damit werden sie sich wohl schwer tun, denn die Herausforderung ist absolut, sichtbar und radikal und erscheint ihnen fachsprachlich als „Missbildung“, nicht etwa als „Fehlen“ und schon gar nicht als Anlass, sich über die Gründe eines solchen Fehlens Gedanken zu machen.

Die Drittgenannte würde in aller Ruhe, abgeschieden vom Getriebe der Welt, eine grosse Künstlerin, die ihrem Publikum zeigen könnte, was es ständig unterdrückt, wegschiebt und verdrängt. Vielleicht wird sie eher zur Variante neigen, eine Prostituierte oder gar Kriminelle (huch!) zu werden – in welcher Form sie ihre „Kunst“ ausüben kann oder darf, bleibt ihrem Lebensweg überlassen.